12.05.17Berlin

So produziert Berlin

Lange Nacht der Industrie: Eine Entdeckungsreise durch die Betriebe der Hauptstadt

Am Anfang stehen wuchtige Rollen mit aufgewickeltem, dickem Metalldraht. Am Ende purzeln Schrauben in Kisten – mal lange, mal dicke, mal dünne, mal graue, mal schwarze. Dazwischen pressen, stanzen, schneiden, backen und ölen Maschinen in einem sturen Takt das Metall. Neben ihnen stehen Männer und überwachen jeden Arbeitsschritt genau. „Unsere Schrauben verbinden zum Beispiel das Fahrwerk eines Autos mit dem Chassis“, erklärt Detlef Schenk. „Da muss die Qualität stimmen, wir überlassen nichts dem Zufall.“

Schenk leitet das Werk des Auto-Zulieferers Nedschroef Fraulautern in Berlin-Reinickendorf – und eigentlich spricht er ungern von Schrauben. Lieber von „Verbindungselementen“. Man könne an ihnen einen kompletten VW Golf aufhängen, also 1,2 Tonnen oder mehr, erzählt er. 2.000 unterschiedliche Typen solcher Verbindungselemente hat Nedschroef im Angebot. Sie kommen nicht nur in der Autoindustrie zum Einsatz, auch im Maschinenbau und bei Flugzeugherstellern.

Nedschroef Fraulautern: Starke Schrauben aus Reinickendorf

Nedschroef ist nur eine Station von 24 bei dieser Langen Nacht der Industrie in Berlin. Zeigen, was hinter den Werkstoren passiert, Produkte präsentieren, Verfahren erklären, Karrierechancen aufzeigen – das ist die Idee hinter der Aktion. Rund 1.800 Menschen interessierten sich dafür. Bereits zum sechsten Mal haben sich die Unternehmen in die Karten schauen lassen. „Die Berliner Industrie ist ein wichtiger Faktor für die Dynamik und den Wohlstand der Stadt“, sagt UVB-Geschäftsführer Sven Weickert. „Die Industrie ist das Herz der Wirtschaft mit rund 100.000 Beschäftigten in der Region. Um sie herum entstehen immer mehr Jobs im Bereich der industrienahen Dienstleistungen.“ Die UVB gehört von Beginn an zu den Organisatoren der Langen Nacht.

Vertreten sind zahlreiche namhafte Konzerne – Siemens, Osram, BMW, Vattenfall und viele andere, aber auch Coriant, Bogen oder Baumer, die eher in Fachkreisen bekannt sind. Nedschroef-Werksleiter Schenk macht gleich zu Beginn deutlich, warum er und sein Arbeitgeber dabei sind. „Wir suchen Maschinen- und Anlagenführer und Werkzeugmacher“, berichtet er. Wer bereit sei, auch in anderen Ländern zu arbeiten, könne bei Nedschroef viel erreichen.

First Sensor: Nützliche kleine Helfer aus Oberschöneweide

Mitunter ist es mit dem Tag der offenen Tür so eine Sache. Wer den Eingang bei First Sensor in Oberschöneweide auch nur eine Spalt weit aufstehen lässt, sorgt umgehend für Hektik im Computer. Ein Luftdruck-Sensor registriert, dass ein Druckunterschied im Raum auftritt – auch wenn er nur minimal ist. First-Sensor-Chef Dirk Rothweiler erklärt den Besuchern damit, woran das Unternehmen arbeitet. „Ohne Sensoren würden viele Geräte und Maschinen, deren Nutzen für uns selbstverständlich ist, nicht funktionieren. Wir zeigen unseren Besuchern nicht nur, wie Sensoren produziert werden, sondern geben auch einen Einblick in ihre Funktionsweise und ihre Bedeutung im Alltag.“

Die Sensoren aus Berlin sorgen dafür, dass Roboter eigenständig Treppen erklimmen, Autos autonom herumfahren oder ihrem Besitzer melden, wann der nächste Besuch an der Zapfsäule ansteht. „Wir wollen in Berlin noch bekannter werden und zeigen: Wir sind dabei, wenn Sensoren Zukunft möglich machen“, wirbt Rothweiler. Die Lange Nacht der Industrie sei zugleich eine gute Möglichkeit, als Arbeitgeber mit Talenten ins Gespräch zu kommen. „Wir wachsen weiter und suchen dafür innovative Köpfe und fleißige Hände“, sagt er. Aktuell arbeiten 300 Mitarbeiter an zwei Standorten in der Hauptstadt, weitere sollen dazukommen.

Viessmann: Wärme aus Neukölln

Bei Viessmann am Teltowkanal ist das kürzlich erst passiert. In den vergangenen Jahren hat der Heiztechnik-Hersteller knapp 30 Millionen Euro investiert und so 35 neue Stellen geschaffen. In den zwei Hallen fertigen rund 400 Leute Öl- und Gas-Mittelkessel für Gewerbe- und Industriekunden in aller Welt.

Dazu braucht es schwere Maschinen. Tonnenschwere Metallpressen bearbeiten dicke Metallplatten so als wären sie Papier und bringen sie in eine genau berechnete Form. Die Kessel, die hier entstehen, sind bis zu hundertmal leistungsfähiger als die für ein normales Einfamilienhaus. Aber nicht nur schweres Gerät kommt zum Einsatz. Heute gehört auch Digitaltechnik dazu – davon zeugen Schweißroboter und Bildschirme, auf denen Arbeiter erfahren, welche Stückzahlen zu produzieren sind.

Collonil: Pflege aus Wittenau für alle Welt

Viessmann gibt es seit 1917. Noch ein paar Jahre mehr hat Collonil auf dem Buckel. Anfangs, ab 1909, kamen die Schuh- und Lederpflege-Produkte des Unternehmens aus Neukölln. Heute ist Wittenau der Standort des Mittelständlers. „Was wir machen? Wir rühren“, erklärt Entwicklungsingenieur Bernhard Gurack. Wasser, Öl, Farben und Wachse sind die Grundbestandteile. Das firmeneigene Labor entwickelt neue Zusammensetzungen. In der „kalten Küche“ oder in der „warmen Küche“ – so der Firmen-Jargon – werden dann die Produkte zusammengemixt und in Tuben oder Spraydosen abgefüllt. 2.300 unterschiedliche Artikel hat Collonil im Angebot, sie werden in 95 Länder der Erde verschifft.  

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